Mir wurde erst klar, dass es der erste „Auftritt“ seit dem Lockdown ist, als ich – ohne vorher darüber nachgedacht zu haben – das Treffen mit den Jugendlichen der Geschwister Scholl Gesamtschule Solingen mit einem gar nicht so kurzen (sorry for that!) Vortrag über Kultur machte. Dass sie letztendlich das ist, was uns von allen anderen Lebewesen unterscheidet und dass wir ohne sie auf Dauer nicht leben, sondern bestenfalls eine Zeit lang überleben können. Menschen müssen Kultur schaffen und Menschen müssen Kultur erleben, lebendig und in Farbe, sonst verlieren sie das Menschsein. Ups. Das wollte ich eigentlich gar nicht sagen, aber eigentlich war es dann natürlich ein guter Übergang, denn nichts ist gefährlicher für Diktaturen als Menschen, die aus sich heraus, mit dem was sie sind, was sie erlebt haben, neue Dinge – Bilder, Bücher, Musik, Skulpturen, Filme, Theaterstücke oder was auch immer – schaffen. Dinge, die keinen Anspruch darauf erheben, dass sie einen Sinn ergeben, sondern letztendlich nur dazu da sind, deine Seele zu ergreifen.
Die zehn Jugendlichen hinter ihren Masken haben geduldig zugehört. Ich habe versucht, eine Erfahrungen beim Schreiben des Buches zu teilen, Einblicke in die Arbeitsweise bei einem solchen Projekt zu geben, Materialien, Notizbücher, Originaldokumente zur Verfügung gestellt, einen Brief von Lene (den nach dem 1000-Bomber-Angriff an ihre Freundin Rosi) vorgelesen und natürlich Fragen beantwortet. Das alles im NS Dokumentationszentrum der Stadt Köln, im EL-DE-Haus, als ehemalige Zentrale der Kölner Gestapo der Ort, der nicht nur für die Edelweißpirat*innen ein Ort von grausamer Bedeutsamkeit war.
Die Jugendlichen waren Juror*innen für die Vergabe des Betty-Reis-Preises, der meinem Buch zugesprochen wurde. Ich glaube, ich habe offene Türen eingerannt. Ein toller Wiedereinstieg ins Leben als schreibender und vortragender Autor. Dank an die Lehrer*innen und an Stefanie Leo, die diesen Ausflug nach Köln ermöglicht und organisiert haben. (Vielen Dank an Steffi Leo für die Bilder und für die frischen Eier von den sagenhaften isländischen und auch sonst exotischen Hühnern, die bei ihr und ihrem Mann im Garten sehr glücklich gackern und scharren und Eier legen dürfen!)